Die meisten Kinderschuhe stimmen nicht mit den angegebenen Schuhgrößen überein und sind viel zu kurz. Das hat das österreichische Forschungsteam „Kinderfüße – Kinderschuhe“ herausgefunden, das 3116 Modelle in verschiedenen Größen begutachtet hat.
Beim Vergleich der Schuhgröße mit der Innenlänge zeigte sich, dass 85 Prozent der Paare kürzer waren, als sie sein sollten. Neun Paare vielen sogar um fünf Nummern zu klein aus. Von 232 Paaren der Größe 34 schafften nur 19 Paare die Solllänge.
Schuhe sitzen richtig, die mindestens 12 Millimeter Spielraum haben, erläutert Christian Klein, Orthopäde des Forschungsteams. Um den passenden Kinderschuh zu finden, sollten Eltern konsequent nach den Innenlängen fragen.
Worauf Sie noch beim Schuhkauf achten sollten, erklärt der Sportwissenschaftler Wieland Kinz vom Forschungsteam „Kinderfüße – Kinderschuhe“.
Darf man eigentlich auch gebrauchte Kinderschuhe verwenden?
Wieland Kinz: „Aber natürlich! Jahrzehntelang hat man Eltern ein schlechtes Gewissen eingeredet und behauptet, das wäre nicht gut für Kinderfüße. Da ist allerdings nichts dran, wenn man unsere beiden Tipps beachtet:
► Natürlich müssen auch gebrauchte Schuhe lang genug sein und müssen mindestens 12 Millimeter Spielraum haben!
► Stellen Sie die Schuhe auf eine ebene Fläche: Ist die Schuhsohle im Bereich der Ferse einseitig abgelaufen und hängt der Schuh somit auf eine Seite? Wenn ja, ist er nicht mehr zu empfehlen!“
Sind zu kurze Kinderschuhe gesundheitsschädlich?
Wieland Kinz: „Wir haben bei Kindergartenkindern die Stellung der Großzehe untersucht und dabei festgestellt, dass nur 24 Prozent gerade Großzehen hatten. Danach überprüften wir, ob es einen statistischen Zusammenhang zwischen zu kurzen Schuhen und schrägen Großzehen gibt. Und siehe da: Sowohl für Straßen- als auch für Hausschuhe ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang. Damit ist es wissenschaftlich bewiesen: Zu kurze Kinderschuhe schädigen Kinderfüße!“
Soll ich Schuhe lieber am Nachmittag kaufen?
„Ja! Erwachsenen-Füße vergrößern sich im Laufe des Tages um ca. 4 Prozent. Dabei verlängern sie sich um einige Millimeter und werden ungefähr ein Zentimeter breiter. Für Kinderfüße gibt es bislang keine Vergleichsdaten. Erfahrungswerte zeigen aber, dass auch kleine Füße Tagesschwankungen haben. Deshalb empfiehlt es sich, Schuhe in der zweiten Tageshälfte anzupassen.“
Sind teure Kinderschuhe besser als billige?
Wieland Kinz: „Muss nicht sein! Ein hoher Preis ist auf keinen Fall eine Garantie für hohe Qualität. Und eine Analyse der Schuhgrößen hat außerdem gezeigt: Teurere Schuhe sind auch keineswegs exakter gearbeitet.“
Müssen die ersten Schuhe fest sitzen und stützend sein?
Wieland Kinz: „Nein! Vielmehr gilt: Je härter und fester die Schuhe sind, desto mehr schränken sie die Füße ein. Doch die brauchen Freiraum, um sich bewegen und gesund entwickeln zu können. Denn je mehr sich die Füße bewegen können, desto mehr Muskeln werden aufgebaut und desto mehr Widerstandsfähigkeit entwickeln die Füße.“
Spüren Kinder, ob die Schuhe passen?
Wieland Kinz: „Leider nein! Kinder bezeichnen die Schuhe meistens als ‚passend‘, auch wenn das vielleicht gar nicht stimmt. Messen Sie lieber selbst die Innenlänge nach!“
Das sollten Sie beim Schuhkauf beachten
Grösse überprüfen
Ein Schuh ist dann groß genug, wenn er innen 12 bis 17 mm länger ist als der Fuß. Testen Sie mit dem Daumen, ob zwischen längster Zehe und Schuhspitze noch eine Daumenbreite Platz ist. Kontrollieren Sie dabei mit der anderen Hand, ob die Zehen Ihres Kindes ausgestreckt sind. Denn Kinder ziehen sie oft automatisch ein, sobald sie Druck spüren. Übrigens: Rechter und linker Fuß sind nur selten gleich lang. Machen Sie die Daumenprobe daher immer bei beiden Füßen
Test mit Einlegesohle
Hat das gewünschte Modell herausnehmbare Einlagesohlen, funktioniert die Größenkontrolle kinderleicht. Dazu braucht Ihr Sprössling sich nur auf die aus dem Schuh genommene Sohle zu stellen.
Schablone basteln
Sollte die Daumenprobe nicht funktionieren, nutzen Sie eine Schablone: Ihr Kind stellt sich dazu barfuß auf festen Karton. Sie ziehen nun die Umrisse der Füße mit einem Stift nach, fügen jeweils bei der längsten Zehe zwölf Millimeter hinzu und schneiden den Karton aus. Passt die Schablone des längeren Fußes problemlos in den Schuh, ist er groß genug.
Messgeräte für Kinderschuhe
Öko-Test empfiehlt zwei Messgeräte, um Kinderschuhe fachgerecht anzupassen:
- „plus12“ (www.kinderfuesse.com/plus12.htm)
- das BIMS-Fuß- und Schuhmessgerät, erhältlich beispielsweise über www.yatego.com
Regelmäßig Passform überprüfen
Empfohlene Überprüfung:
Alter Zeitraum
1 – 3 Jahre alle zwei Monate
3 – 4 Jahre alle vier Monate
4 – 6 Jahre alle sechs Monate
Tipp: Barfuß laufen
Gute Kinderschuhe haben nicht nur die richtige Passform. Sie sind außerdem aus weichem Material, dass sich dem Fuß anpasst und das Kind nicht in seiner Bewegung behindert. Am besten ist es aber, wenn gerade kleine Kinder so viel wie möglich barfuß laufen. Das regt Muskulatur und Nerven an.